
4.30.2025
Grenzen Testen: Codys 500km-Lauf
Anfang dieses Jahres stellte sich der 31-jährige Trainer und Ultraläufer Cody Taggart einem der härtesten Underground-Rennen der Welt. Keine offizielle Route. Keine Verpflegungsstationen. Keine Zuschauer. Nur über 500 Kilometer offene Wüste zwischen Los Angeles und Las Vegas – und eine persönliche Mission, die größer war als das Rennen selbst.

Im Jahr 2025 standen 42 Sololäufer an der Startlinie. Acht davon schafften es nicht ins Ziel. Cody belegte nach 135 Stunden und 28 Minuten den 17. Platz – nach brutalen 500 Kilometern. Neben den Sololäufern nahmen auch 81 Staffelteams teil, die jeweils ihren eigenen Kampf gegen Hitze, Erschöpfung und die endlose Weite der Wüste führten.
Doch für Cody war dies mehr als nur ein Rennen. Es war eine Reise des Wiederaufbaus – körperlich, emotional und geistig.
Was hat dich motiviert, bei diesem Event mitzumachen?
Das Projekt spukte mir schon länger im Kopf herum. Nachdem ich im letzten Jahr ein Staffelteam unterstützt hatte, konnte ich den Gedanken nicht loslassen: Könnte ich das auch alleine schaffen?
Als sich in diesem Jahr die Gelegenheit ergab, wusste ich: Ich muss es versuchen. Nach einem Jahr voller Veränderungen, Trauer und viel Selbstreflexion brauchte ich etwas, in das ich all meine Energie stecken konnte. Dieses Rennen wurde zu einem Symbol des Wiederaufbaus – körperlich, emotional und spirituell. Außerdem bot es mir die Möglichkeit, weiterhin Aufmerksamkeit und Spenden für mentale Gesundheit über NAMI zu sammeln. In den letzten Jahren habe ich über 30.000 US-Dollar für diese Sache gesammelt, und dieses Projekt sollte diese Mission weitertragen.
Als ich mit dem Ultralaufen begann, wollte ich mir und anderen etwas beweisen – Respekt und Anerkennung verdienen. Doch über die Jahre hat sich meine Beziehung zum Laufen verändert. Heute laufe ich aus anderen Gründen. Ich laufe, weil ich es kann – und das ist für mich nicht selbstverständlich. Ich laufe zur Selbsterkenntnis – jede Herausforderung bringt mir neue Erkenntnisse über mich selbst. Ich laufe für die Gemeinschaft – um Erfahrungen zu teilen und unterwegs Menschen kennenzulernen. Und am wichtigsten: Ich laufe, um Hoffnung zu schenken. Die Version von mir mit 145 Kilo, die einst versucht hat, sich das Leben zu nehmen, hätte nie gedacht, dass so etwas möglich ist. Ich möchte ein Zeichen setzen – für alle, die gerade in dunklen Zeiten stecken: Es kann besser werden.

Wie sah dein Training vor dem Lauf aus?
In den meisten Wochen bin ich zwischen 112 und 177 Kilometer gelaufen. Mein Training bestand aus langen Solo-Einheiten, Back-to-back-Läufen und vielen Erholungsspaziergängen.
Zweimal pro Woche habe ich Krafttraining gemacht, um stark und verletzungsfrei zu bleiben. Es war definitiv eine Herausforderung, Arbeit, Training und Beziehungen unter einen Hut zu bringen – aber es war ein Kapitel, auf das ich immer stolz sein werde.
Wie hast du Training und Regeneration ausbalanciert?
In den intensiven Wochen bin ich am Wochenende meist gegen 5 Uhr morgens aufgestanden, um die langen Läufe früh hinter mich zu bringen – oft 32 bis 65 Kilometer, meist an zwei aufeinanderfolgenden Tagen. Ich bin unglaublich dankbar für die Lauf-Community in Nashville – The Exchange Running Collective – die das Training spaßig gemacht und mich motiviert hat.
Meine Regenerationsroutine bestand aus ausreichend Schlaf, regelmäßiger Kontrasttherapie bei Lolu (ein Studio in Nashville), viel Flüssigkeit und ausgewogener Ernährung. Nach ein paar Jahren Ultralauf kenne ich meinen Körper gut und weiß, wann ich pausieren muss und wann ich pushen kann. An Tagen, an denen ich mich schlapp fühlte, bin ich einfach länger spazieren gegangen – um Zeit auf den Beinen zu verbringen, ohne zusätzlichen Stress.
Was war dein Tiefpunkt – und wie hast du ihn überwunden?
Wie du dir vorstellen kannst, gab es einige richtig harte Momente. Zwei bleiben besonders hängen:
Der erste kam um Kilometer 290. Meine Füße waren zerstört, beide Achillessehnen brannten, die Knie schmerzten. Ich fing mitten im Laufen an zu weinen – komplett überwältigt und unsicher, ob ich weitermachen konnte. Als ich zurück ins Wohnmobil kam, holte ich einen Stapel Briefe heraus, die mir Familie und Freunde für genau solche Momente geschrieben hatten. Ich las ein paar davon, weinte, lachte – und fand mein „Warum“ wieder.

Der zweite Tiefpunkt kam bei Kilometer 418 auf dem Powerline Road-Abschnitt. Wer den kennt, weiß: 43 Kilometer gnadenloses Gelände. Mein Körper gab wieder auf, mein Geist drehte sich im Kreis. Mein Team hat mich wortwörtlich und emotional durch diesen Abschnitt getragen. Sie liefen mit mir, lenkten mich ab, hielten mich bei Laune. Ohne sie hätte ich es nicht geschafft.
Welche Art von Ermutigung hat dir am meisten geholfen?
Ehrlich? Alles. Jede Begegnung mit anderen Läufer:innen und Support-Teams. Die Nachrichten von Familie und Freunden. Überraschende FaceTime-Anrufe. Die Unterstützung meines Teams. Die Briefe, die ich in den dunkelsten Momenten gelesen habe. Selbst Kleinigkeiten – wie ein Fremder, der mir mitten in der Wüste eine eiskalte Cola reichte – haben mir unglaublich viel bedeutet.
Ja, es war ein Solo-Rennen, aber ich habe mich noch nie so wenig allein gefühlt wie hier. Ich habe so viel Liebe von meiner Community gespürt – vor, während und nach dem Lauf. Diese Unterstützung hat mich getragen, als meine Beine es nicht mehr konnten.

Was würdest du rückblickend anders machen ?
Erstens: Ich würde das Thema Scheuern früher angehen. Jeder Läufer weiß – wenn es einmal angefangen hat, ist’s vorbei mit Komfort. Es gibt sicher viele kleine Dinge, die ich optimieren würde: bessere Organisation meiner Ausrüstung, Feinschliff bei Ernährung und Flüssigkeitszufuhr, solche Dinge. Aber bei einem Rennen wie diesem wird immer etwas schieflaufen. Ich sage gern: „Ich bin nie bereit, aber immer vorbereitet.“ Diese Einstellung hat mir geholfen. Und ganz ehrlich: Mein Team und ich haben mit dem, was wir hatten, einen verdammt guten Job gemacht. Wir waren anpassungsfähig, haben Probleme in Echtzeit gelöst – und sind weitergelaufen.
Wie hat dir deine Ausrüstung durch die Extreme geholfen?
GOREWEAR war absolut entscheidend. Der CONCURVE Windbreaker und die Drive WINDSTOPPER® Jacke waren Lebensretter in den eiskalten Wüstennächten. Tagsüber blieben die CONCURVE Laufshorts trocken und leicht – entscheidend, wenn man bei 32°C über 97 Kilometer läuft. Die Everyday Tech Tees waren perfekt gegen die Sonne und extrem atmungsaktiv. Alles hat dem Wüstenchaos standgehalten und mir den Lauf so angenehm wie möglich gemacht.
Erzähl uns von deinem Team und den Menschen, die du unterwegs getroffen hast.
Mein Team bestand aus sechs unglaublichen Menschen. Meine Freundin Aliya war unsere Crew-Chefin – sie hielt alles zusammen, traf die harten Entscheidungen und blieb irgendwie ruhig im ganzen Chaos. Ihr Geburtstag war sogar während des Rennens – also haben wir mitten in der Wüste eine kleine Party geschmissen. Meine Freunde Charles, Noelle und Noah – großartige Läufer:innen und noch bessere Menschen – haben mich gepacet, durch die Nacht gefahren, mich versorgt, aufgebaut und dafür gesorgt, dass es weiterging. Ray und Kore haben alles dokumentiert und dabei eine wunderschöne Geschichte erzählt – und mich cooler aussehen lassen, als ich mich gefühlt habe.


Unterwegs habe ich auch viele beeindruckende Menschen kennengelernt – Sololäufer:in und Teams. Nach vielen Kilometern fühlen sich Fremde plötzlich wie Familie an. Niemand interessiert sich dafür, was du beruflich machst, wen du liebst oder wie schnell du bist. Man ist einfach gemeinsam da draußen – müde, kaputt, lachend, laufend. Für ein paar Tage fühlt sich das Leben so an, wie es sein sollte.
Was hast du über dich selbst gelernt?
Dieses Rennen hat mir gezeigt, dass ich nicht so allein bin, wie ich manchmal denke. Dass es keine Schwäche ist, sich auf andere zu verlassen – sondern notwendig. Ich dachte früher, ich müsste alles alleine schaffen. Doch diese Reise hat mir gezeigt, wie hilfreich es ist, Menschen hereinzulassen und sich helfen zu lassen. Mein Team, meine Community, Fremde – sie alle haben mich unglaublich unterstützt.
Ich habe auch gelernt, dass Durchhaltevermögen nicht immer laut oder spektakulär ist. Manchmal ist es still, langsam und unsichtbar. Es ist das Weitergehen, wenn man am liebsten liegen bleiben würde. Das Lachen, wenn man innerlich zerbricht. Das bewusste „Ich mach weiter“, auch wenn niemand zusieht.
Vor allem hat mir dieses Rennen gezeigt, wie weit ich gekommen bin. Vom 145-Kilo-Ich, das glaubte, es habe keinen Platz auf dieser Welt, hin zu jemandem, der über 482+ Kilometer durch die Wüste läuft. Solche Veränderungen passieren nicht über Nacht – aber sie sind möglich. Und das sollen andere auch wissen.
Wie unterscheidet sich dieses Erlebnis von deinen bisherigen Laufevents?
Nichts kommt auch nur annähernd ran. Das war kein Rennen – das war eine komplette Lebenserfahrung. Es hat mich körperlich an die Grenzen gebracht, aber auch emotional und spirituell wie kaum etwas zuvor. Ich war noch nie so verletzlich, so getragen und so lebendig zugleich.
Diese Herausforderung hat Spuren hinterlassen, die ich für immer mit mir tragen werde. Ich werde wohl noch lange brauchen, um all das zu verarbeiten.
Würdest du es nochmal machen?
Als ich die Ziellinie überquerte, war die Antwort ein klares Nein. Ich war völlig fertig – körperlich, mental, emotional. Aber mit den Wochen wächst die Sehnsucht. Nach der Wüste. Der Einfachheit. Dem Sinn. Den Menschen. Also … sag niemals nie.
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